Wer die einst zweitgrößte Rohfilmfabrik der Welt betritt, gerät unversehens auf eine Zeitreise in die Foto- und Filmtechnik des 20. Jahrhunderts.

Das beginnt mit dem Gebäude selbst. 1909 von der Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation (AGFA) errichtet und fortan für eine breite Produktpalette genutzt, die neben Kino- und Fotofilmen auch Röntgen-, Schmal- und Fliegerfilme umfasste. An einer der noch erhaltenen Begießmaschinen produzierten Wolfener Filmwerker 1936 den ersten massentauglichen Mehrschichtenfarbfilm der Welt und läuteten damit das Zeitalter der Farbfotografie für Jedermann ein.

Die glückliche Kombination von Originalmaschinen und Originalstandort erlaubt es dem Museum, Produktionsprozesse und Arbeitsatmosphäre auf sehr eindringliche Weise anschaulich zu machen. Weißgeflieste Räume zum Aufschmelzen der Emulsion und lange Dunkelgänge zum Transportieren des lichtempfindlichen Filmmaterials entführen den Besucher in eine Welt, die sich von Filmklamotten à la Marika Rökk Lichtjahre entfernt zu befinden scheint.

Seit 1964 nannte die Filmfabrik Wolfen, das nun in der DDR lag, seine Filmerzeugnisse ORWO (Original Wolfen).

Nach der deutschen Wiedervereinigung erwies sich die Technologie als veraltet und ging in das 1993 eröffnete Industrie- und Filmmuseum über.

Die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der ORWO-Produkte dokumentiert eine beachtliche Kamerasammlung.